Seit dem Tod von Prince 2016 hören wir regelmässig Veröffentlichungen aus seinem legendären Archiv, genannt The Vault . Nachdem letztes Jahr schon die Super Deluxe Version von 1999 erschien, ist heute also Sign o’ the Times dran, das unter den Fans als sein bestes Album gilt.
An dieser Stelle sei auf meine ausführliche Album-Kritik verwiesen, die ich zum dreissigsten Geburtstag dieser Scheibe verfasst habe 🙂
Sage und schreibe 45 unveröffentlichte Songs aus dem Vault finden sich auf der Super Deluxe Edition, dazu Livetracks bisher unveröffentlichter Konzerte vom 20. Juni 1987 und vom 31. Dezember 1987 (Princes Silvestersession aufgenommen in Paisley Park, bei der sogar Miles Davis dabei war). Dazu gibt es noch eine DVD und ein 120 seitiges Buch mit spannenden Linernotes und einem Vorwort von Lenny Kravitz. Obwohl ich ein Riesenfan vom Prince bin und ihn für ein musikalisches Genie halte, habe ich mir diese umfangreiche Sammlung bislang nicht bestellt. Noch nicht, vielleicht werde ich ja noch schwach 😉
Aber ich habe mir natürlich de Tracks auf Spotify angehört und bin durchaus auf meine Kosten gekommen:
„Power Fantastic“ wurde von Lisa Coleman geschrieben, der Pianistin von The Revolution. Dies hier ist eine Liveaufnahme aus dem Home Studio von Prince. Es waren so viele Musiker anwesend, dass Prince seinen Gesang in der Kabine der Toningenieurin Susan Rogers aufnehmen musste. Sie berichtet, dass er sich dazu in die Ecke stellte »wie ein Schuljunge«. Ausserdem gab es zu wenige Kopfhörer, so dass sie bei der Aufnahme nur seine Stimme hörte. Das hat sie nachhaltig beeindruckt. Und das kann ich verstehen.
„Train“
Das Intro klingt gleich wie ein anfahrender Zug und der beginnt zwar rhythmisch stampfend seien Fahrt, nimmt aber nicht an Geschwindigkeit zu. Spannende Mischung aus Old-School-Soul (z.B. die Bläser) und Prince (z.B. die Beats, sein inbrünstiger Gesang und seine Gitarre). Tolle Nummer.
„The Ball“ zeigt wieder eine andere Facette. Prince hat zu dieser Zeit an vielen unterschiedlichen Projekten gearbeitet und war permanent im Studio. Teilweise hat er zwei bis drei Lieder am Tag eingespielt. Eines der Projekte war das Dreifachalbum namens „Chrystal Ball“, das er ursprünglich bei Warner veröffentlichen wollte. Stilweisend.
„Adonis and Bathsheba“
Viele Elemente (Rhythmus, Bläser, Chor) verwoben zu einem wundervollem Klangteppich, das ist typisch für Prince. Darüber abwechselnd sein unverwechselbarer Falsettgesang und seine prägnante Gitarre, beides makellos. Einfach Großartig.
„Emotional Pump“
Superfunky mit Slap-Bass und lässigen Bläserlicks, dazu singt Prince teilweise mehrstimmig. Cool.
„I Need A Man“
Einer von vier Tracks den Prince für die Bluessängerin Bonnie Raitt geschrieben hat. Sie wird auch in den Credits zu dieser Aufnahme aufgeführt, aber sie hat leider keinen der Songs selbst aufgenommen. Das Stück bekam von Prince nachträglich funky Bläser verpasst und brachte mich sofort zum mitgrooven. Schiebt.
Ein faszinierendes Stück Zeitgeschichte die untermauert, dass Prince in dieser Zeit vor Kreativität geradezu platzte. Wenn auch in Frage steht ob wirklich alle Stücke auf der Sammlung hätten landen müssen. Aber mir hat die Entdeckungsreise weider einmal großen Spaß gemacht. Ich bin schon gespannt was der Vault als nächstes ans Licht bringt…